Welche Arten von Zinsen gibt es überhaupt?

Im Alltag begleitet uns der Begriff Zinsen ständig und meint doch zum Teil unterschiedliche Dinge. Wir wollen hier eine Übersicht diverser Arten von Zinsen geben. In den folgenden Abschnitten werden die Begriffe Notenbank und Zentralbank synonym verwendet.

Die Leitzinsen sind ein wichtiges finanzpolitisches Instrument der Notenbanken und stehen am Beginn des gesamten Prozesses. Mit dem Leitzins legt die Zentralbank fest, zu welchen Konditionen und Zinssätzen die Geschäftsbanken sich bei ihr Geld ausleihen beziehungsweise hinterlegen dürfen. In diesem Zusammenhang wird oft von expansiver und restriktiver Geldpolitik gesprochen. Dabei steht die expansive Geldpolitik für niedrige Leitzinsen und restriktive Geldpolitik für höhere Zinsen. Anhänger dieser Richtungen werden auch oft als "Tauben" oder "Falken"  bezeichnet.

Mit Hilfe der Leitzinsen beeinflusst die Zentralbank wesentliche wirtschaftliche Bedingungen wie die Geldmenge, die Inflation und letztlich den Haben- und Sollzins.

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Haben- bzw. Sparbuch- und Anleihezinsen

An den Leitzinsen orientieren sich die Geschäftsbanken, wenn sie Geld verleihen oder als Einlage in Form von Sparbüchern oder Festgeldern herein nehmen. Von den Leitzinsen werden auch die Anlagezinsen beeinflusst beziehungsweise geleitet. Diese Form der Habenzinsen unterscheidet sich je nach Verfügbarkeit oder Laufzeit in der Höhe. Normalerweise erhält der Anleger oder Investor für eine längere Laufzeit höhere Zinsen. Entsprechend erwirtschaftet das täglich fällige Sparbuch weniger Zinsen als ein Sparbuch, das für drei, sechs oder zwölf Monate gebunden ist. Aus den diversen Laufzeiten und Zinssätzen entsteht in einer Grafik, bei der Zinshöhe und Laufzeit auf der senkrechten beziehungsweise waagrechten Achse liegen, eine so genannte Zinskurve.

Wenn vom Schuldner für kürzere Laufzeiten ein höherer Zins gezahlt wird, bezeichnet man die Zinskurve als invers. Sie wird oft als Vorbote einer nahenden Rezession in der Wirtschaft gedeutet. Schuldner kann dabei ein Unternehmen oder auch ein Staat sein. Man spricht deshalb von Unternehmens- oder Staatsanleihen.

Achtung: Was für den Sparer und Anleger der Habenzins, ist für den Schuldner gleichzeitig der Sollzins.

Sollzinsen

Das sind jene Zinsen, die der Schuldner zahlt. Also beispielsweise der Häuselbauer für sein Darlehen. In diesem Fall heißen die Sollzinsen auch Hausbau-, Hypothekar- oder Darlehenszinsen. Wenn ein Konto überzogen würde - also einen Minussaldo ausweist - spricht man von Dispo- oder Überziehungszinsen. Auch ein Unternehmen oder ein Staat zahlen Sollzinsen. In diesem Fall nennt man sie Anleihezinsen.

Negativzinsen

Diese Form der Zinsen ist eine Besonderheit und konnte erstmals in den letzten Jahren beobachtet werden. Die Notenbanken haben zu diesem besonderen Werkzeug gegriffen, um die Geschäftsbanken zu hindern, Geld bei der Zentralbank zu hinterlegen und stattdessen Kredite zu vergeben. Darüber sollte die Geldmenge, deren Umlaufgeschwindigkeit und letztlich die Inflation erhöht beziehungsweise eine Deflation verhindert werden. Eine plötzlich stark ansteigende Inflation (wie beispielsweise seit 2022) muss dann mit ebenso schnell steigenden Leitzinsen der Notenbanken bekämpft werden. Die Notenbanken verringern dadurch die Motivation, Darlehen aufzunehmen und damit die umlaufende Geldmenge. Die Inflation verlangsamt sich.

Zinseszinsen

Das sind Zinsen, die auch für die bereits entstandenen Zinsen gezahlt werden. Albert Einstein hat Zinseszinsen einst als das achte Weltwunder bezeichnet. Das folgende Beispiel soll diesen exponentiellen Effekt des Zinseszins verdeutlichen. Dazu wählen wir die Anlagesumme von 300.000 Euro, die Sie für eine Depoteröffnung im Private Banking von Schelhammer Capital benötigen.

Angenommen, Sie haben 300.000 Euro angelegt, die einen jährlichen Zinssatz von 5% verdienen.

Nach dem ersten Jahr hätten Sie 315.000 Euro, also den ursprünglichen Betrag von 300.000 Euro plus 15.000 Euro Zinsen.

Im zweiten Jahr würden Sie 5% auf den Gesamtbetrag von 315.000 Euro verdienen, was 15.750 Euro entspricht. Sie würden nach dem zweiten Jahr also insgesamt 330.750 Euro besitzen.

Im dritten Jahr würden Sie 5% auf den Gesamtbetrag von 330.750 Euro verdienen, was 16.537,50 Euro entspricht. Sie würden dann insgesamt 347.287,50 Euro haben.

Nach 10 Jahren wäre aus dem Anfangsbetrag von 300.000 Euro eine Summe etwa 488.668,39 entstanden. Ohne den Zinseszins-Effekt hätten Sie 10* 15.000 erwirtschaftet, was einen Gesamtwert von 450.000 Euro entspricht oder fast 40.000 Euro weniger. Diese 38.668,39 Euro sind der Zinseszins.

Würden Sie nur 2% Zinsen erhalten, entstünde in zehn Jahren ein Betrag von 365.698,33 Euro. Der Zinseszins steigt mit dem Zinssatz an.

Im Beispiel wurde vereinfachend keine KESt berücksichtigt.

Wie Sie sehen können, wird der Betrag der verdienten Zinsen von Jahr zu Jahr größer und führt zu einem exponentiellen Wachstum des Kapitals. Dies ist der Zinseszinseffekt in Aktion.

Man unterscheidet je nach Zinsbindung zwischen Geldmarkt- und Kapitalmarktzinsen. Sparbücher sind im Regelfall dem Geldmarkt zuzurechnen. Ausnahme bildet hier das Kapitalsparbuch. Das erläutern wir weiter unten auf dieser Seite an entsprechender Stelle.

Geldmarktzinsen

Als Geldmarktzinsen bezeichnet man Zinsen, die Sie für einen Betrag erhalten, der nur kurzfristig gebunden ist. Dabei beträgt der Zeitraum maximal 12 Monate. Alles darüber hinaus wird Kapitalmarktzins genannt.

Damit wird auch klar, dass die - kurzfristigen - Geldmarktzinsen dem Ertrag auf dem Sparbuch, für das Termin- oder Festgeld als Leitplanke dienen.

Sie finden unterhalb eine Tabelle innerhalb des Zeitraumes von einem Jahr, die nicht selbsterklärend ist. Zum Beispiel Euribor 1W: 2,898.

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Euribor: Was ist das? Was hat er mit dem Sparbuch zu tun?

Euribor ist die Abkürzung für Euro Interbank Offered Rate und ist der Zinssatz (rate), zu dem sich die Banken im Euroraum untereinander (Interbank) Geld zur Verfügung stellen (offered).

Ein Beispiel in der folgenden Tabelle: Bei Euribor 1 W, 2,898 handelt es um eine Verzinsung von 2,898% p.a. für eine Woche.

Sie finden diesen Zinssatz für ein, drei, sechs oder 12 Monat(e) in der Tabelle. Damit wird die Bedeutung für die Verzinsung von Sparbüchern klar. Beachten Sie dabei für die Sicherheit Ihres Geldes, dass sich die Banken untereinander zu diesen Zinssätzen Geld verleihen. Sie werden nur in sehr wenigen Ausnahmefällen den gleichen oder gar einen höheren Zinssatz auf Ihrem Sparbuch erhalten. Wenn doch, sollten Sie vorsichtig sein. Es könnte bedeuten, dass die Bank zu den Euribor-Konditionen von anderen Instituten nichts erhält oder dringend Einlagen in Form von Festgeld oder Sparbuch braucht.

In der Tabelle können Sie dann noch Fremdwährungen wählen. Dort finden Sie den Zinssatz LIBOR, was London Interbank Offered Rate bedeutet. Dort finden Sie die Zinssätze bis 12 Monate zum Beispiel für den US-Dollar. Hier finden Sie also Zinssätze, zu denen sich Banken untereinander US-Dollar ausleihen. Wenn Sie also den Greenback als Währung für eine Termineinlage wählen, orientiert sich Ihr Ertrag - vor Steuern - an diesen Sätzen.

Kapitalsparbuch

Wenn es sich um ein Sparbuch mit einer längeren Bindung handelt, spricht man oft vom Kapitalsparbuch. Die Verzinsung orientiert sich damit an den Kapitalmarktzinsen.

In beiden Fällen erhalten Sie den festgelegten Zins über die gesamte vereinbarte Laufzeit für das Guthaben auf Ihrem Sparbuch.

Der Trend zeigt Ihnen an, ob die Zinsen aktuell gleich bleiben, fallen oder steigen. Die Übersicht "Historische Zinsen" weiter unten zeigt die Entwicklung der Zinsen in der Vergangenheit genauer. Dabei können Sie den Zeitraum selbst festlegen und so ein Gefühl für die Änderung der Zinsen bekommen.

Ist das Sparbuch eine Investitionsform?

Das Sparbuch dient vor allem als kurzfristige Rücklage für unvorhergesehene Ereignisse. Ganz platt ausgedrückt: Wenn der Kühlschrank, die Waschmaschine und das Fernsehgerät gleichzeitig ihren Geist aufgeben, sollte eine Rücklage vorhanden sein. Wenn Sie also drei oder vier Gehälter dort parken, dann ist es genug für Überraschungen.

Alles, was darüber hinausgeht, macht in aller Regel ökonomisch wenig Sinn oder verursacht sogar einen Kaufkraftverlust. Eine maßgeschneiderte Veranlagung plant Ihre Ausgaben und ist vor allem viel ertragreicher.

Sollten Sie mehr Kapital als einige Monatsgehälter auf Ihren Sparbüchern geparkt haben, vereinbaren Sie sich unbedingt einen Termin mit einem Private Banker oder Private Bankerin von Schelhammer Capital.

Kapitalmarktzinsen

Die Kapitalmarktzinsen sind Zinsen, die Sie als Anleger zum Beispiel dann erhalten, wenn Sie eine Staats- oder Unternehmensanleihe kaufen. Die Geldmarktzinsen gelten für einen Anlagezeitraum von bis zu 12 Monaten und geben damit auch für die Zinsen auf einem Sparbuch Orientierung. Unter den Kapitalmarktzinsen werden Zinssätze verstanden, bei denen das Kapital länger als 12 Monate gebunden ist. Zum Beispiel für Anleihen mit einer Laufzeit größer als 12 Monate oder auch für ein "Kapitalsparbuch".

Während die allgemeine Maßzahl für die kurzen Geldmarktzinsen der Euribor in Prozent ist, werden beim Kapitalmarkt andere Größen heran gezogen.

 

 

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UDRB: Umlaufgewichtete Durchschnittsrendite der Bundesanleihen

  • UDBR: diese Kennzahl wird von der OeNB -Österreichische Nationalbank- täglich zur Verfügung gestellt. Sie zeigt die durchschnittliche Rendite aller im Umlauf befindlichen österreichischen Staatsanleihen in Euro, die noch eine längere Laufzeit als ein Jahr haben. So genannte Floating Rate Notes (Floater) werden bei der Berechnung nicht berücksichtigt. Es werden also nur Fixzinsanleihen eingerechnet. Auch die UDRB wird in Prozent pro Jahr berechnet.

UDRB=Umlaufgewichtete Durchschnittsrendite der Bundesanleihen.

 

Die danach folgenden Kennzahlen der Tabelle sind international sehr gebräuchlich und gelten als Standard. Auch sie sind in Prozent dargestellt, aber nicht pro Jahr. Vielmehr ist es eine Preisdarstellung einer fiktiven deutschen Bundesanleihe.

 

Der Bund-Future 

  • Dem Bund-Future liegt eine fiktive deutsche Staatsanleihe mit einer Laufzeit zwischen 9,5 und 10,5 Jahren zugrunde. Vereinfacht also 10 Jahre. Das genügt zur Orientierung und lässt die Umwandlung von Preis zu Zins in Prozent pro Jahr einfacher werden. Die Anleihe hat außerdem einen Kupon von 6 % p.a. Das ist der jährliche Zinssatz für den Anleger. Wenn jetzt der in der Tabelle aufgeführte Preis 120 ist, dann ist die Berechnung wie folgt.

 

6% Kupon - ((120-100)/10)= aktuelle Verzinsung für 10 Jahre 4,0 % p.a.

 

Der BOBL-Future

  • Dem Bobl-Future liegt eine fiktive deutsche Staatsanleihe mit 4,5 - 5,5 Jahren Laufzeit und einem Kupon von 6 Prozent p.a. zugrunde. Also vereinfacht nehmen wir 5 Jahre an. Der Preis in der Tabelle wird mit 115 angegeben. Es folgt die Berechnung nach dem gleichem Prinzip:

 

6% Kupon - ((115-100)/5)= aktuelle Verzinsung für 5 Jahre 3,0 % p.a.

 

Der Schatz-Future

  • Dem Schatz-Future liegt eine fiktive deutsche Staatsanleihe mit 1,5 - 2,5 Jahren Laufzeit und einem Kupon von 6 Prozent p.a. zugrunde. Also vereinfacht nehmen wir 2 Jahre an. Der Preis in der Tabelle wird mit 108 angegeben. Es folgt die Berechnung nach dem gleichem Prinzip:

 

6% Kupon - ((108-100)/2)= aktuelle Verzinsung für 2 Jahre von 2 % p.a.

 

Es ist eine vereinfachte Rechnung, weil zum Beispiel der Zinseszins nicht berücksichtigt wird. Die Zahl gibt Ihnen allerdings eine gute Orientierung und zeigt den Zusammenhang zwischen den Kennzahlen Bund-, BOBL-, Schatz-Future und dem jeweils aktuellen Anlagezins für die entsprechende Laufzeit. Je höher der Future desto niedriger der Zins.

Die Zinsen werden negativ bei einem Bund-Future von etwa 180.

Der Preis für die Futures schwankt ständig.

Historische Zinsen