ETFs sind besser als Fonds - und die Erde ist eine Scheibe

25.09.2023

5 Minuten Lesezeit

Fonds | Investitionsstrategie

Machen Sie mit dem Kauf von ETF alles richtig?

Es gibt viele Irrtümer, die sich leider oft sehr lange halten. Zum Beispiel, dass nur sehr wenige aktiv gemanagte Fonds ihren Index schlagen. Oder dass die Erde eine Scheibe ist. Während wir heute wissen, dass die Erde keine Scheibe ist, glaubten dies die Menschen bis ins späte Mittelalter. Bereits im Jahr 345 vor unserer Zeitrechnung wusste der griechische Philosoph Aristoteles, dass unser Planet eine Kugelform besitzt.

Ähnlich hartnäckig halten sich Behauptungen rund um aktiv gemanagte Fonds und passive ETFs. Seit der Erfindung des ETF im Jahr 1993 wird behauptet, dass aktiv gemanagte Fonds zu teuer und die Fondsmanager ohnehin nicht besser als der Index seien. Deshalb seien ETF die günstigste und performancestärkste Lösung.

Wir halten wenig von pauschalen Aussagen und wollen uns deshalb dem Thema „passive und aktive“ Vermögensplanung widmen. Machen wir einen Faktencheck!

Was ist ein ETF?

ETF ist die Abkürzung für Exchange Traded Fund, also börsengehandelter Fonds. Der ETF bildet in aller Regel passiv einen Index ab.

Einfaches Beispiel: ein ETF auf den ATX investiert genau in die 20 Aktien, die im ATX enthalten sind und mit der gleichen Gewichtung. Der ETF macht das passiv. Niemand denkt darüber nach, ob es aktuell sinnvoll ist, in zB eine bestimmte Versicherungsaktie zu investieren oder sie geringer beziehungsweise stärker als im Index zu gewichten.

Welche Vorteile hat ein ETF?

Der größte Vorteil ist: Er ist günstiger, weil die Arbeit von einem Programm erledigt wird. Die Kosten belaufen sich meist deutlich unter einem Prozent, ungefähr zwischen 0,1 und 0,8 Prozent. Das bedeutet auch, wenn der zugrundeliegende Index 10 Prozent zulegt, beträgt Ihre Performance 9,2 bis 9,9 Prozent.

Aktiv gemanagte Fonds kosten etwa 0,8 bis 2 Prozent. Es gibt je nach Anlageklasse auch günstigere und manchmal auch teurere Fonds.

Beide – der ETF und der aktiv gemanagte Fonds – weisen diese Kosten aus. Sie werden mit Total Expense Ratio (TER) bezeichnet.

Die ständige Handelbarkeit und die Diversifikation werden oft als weitere Vorteile des ETF genannt.

Welche Nachteile hat ein ETF?

  • Der ETF kann seinen Index nicht schlagen.
  • In negativen Marktphasen verliert er wie der Index.
  • Selbst bei sehr starken negativen Kursrückgängen erfolgt keine Reaktion.
  • Wenn Sie Gewichtungen anpassen wollen, fallen Kauf- und Verkaufsspesen an.
  • Der ETF gewichtet bei kapitalisierungs- und preisgewichteten Indizes die teuersten Aktien immer am höchsten.
  • Der ETF kauft die größten Schuldner.

Was macht der aktive Fondsmanager anders?

Meist ist es ein Team, das hinter der Managerin oder dem Manager steckt. Hier wird überlegt, welche Strategie verfolgt wird, ob in alle Aktien oder Anleihen des Index investiert werden soll und in welcher Gewichtung. Die aller wichtigste Frage ist jedoch: Soll ein Index überhaupt die Messlatte - also Benchmark - sein?

Aber nehmen wir an, das Fondsmanagement hat sich für ein Portfolio aus den 40 DAX-Aktien entschieden. Auch hier soll ein Beispiel verdeutlichen, welche Auswirkungen das einfache Replizieren des Index in einem ETF hat. Das Fondsmanagement-Team wird beispielsweise überlegen, ob es sinnvoll ist, gleichzeitig in BMW, Daimler Truck, Mercedes, Porsche und VW zu investieren. Das Programm des ETF wird es einfach machen, unabhängig von der Marktsituation und Korrelation der Unternehmen zueinander.

Tatsächlich sollte der ETF in diesem Markt - DAX - dem aktiven Fonds überlegen sein. Und trotzdem gibt es einige aktive Aktienfonds, die den ETF - also den Index - in der Performance übertreffen. Dabei handelt es sich nicht um „Geheimtipps“. Es handelt sich um bekannte deutsche Aktienfonds diverser deutscher und internationaler Fondshäuser.

Der aktive Fondsmanager hat die Möglichkeit „risikoadjustiert“ zu arbeiten. Also zum Beispiel die Fremdwährung abzusichern und/oder einzelne Aktie mit einer geschriebenen Option zu sichern.

Ein weiteres Beispiel aus dem Bereich „Anleihe-ETF“ zeigt noch eine Stärke der aktiv gemanagten Fonds. Ein Index gewichtet die am stärksten verschuldeten Anleihe-Emittenten am höchsten. Kaufen Sie einen ETF, kaufen Sie den größten Schuldner. Der aktive Manager wird besser streuen und damit die Sicherheit Ihrer Investition erhöhen.

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In welchen Märkten sollte der aktiv gemanagte Fonds Vorteile haben?

Grundsätzlich gilt: Je enger oder spezieller der Markt ist, desto höher sollten die Vorteile und Chancen der aktiven Fondsmanager sein.

Die Vermögensverwaltung

Ein sehr gutes Beispiel stellen Vermögensverwaltungen beziehungsweise vermögensverwaltende Fonds dar. Eine professionelle Vermögensverwaltung investiert in verschiedene Assetklassen - am häufigsten in Aktien und Anleihen. Nach einer grundlegenden Gewichtung, die Sie als Investor in einer Bandbreite festlegen, investiert das Team Ihre Anlagesumme. Im Team der Vermögensverwaltung gibt es Spezialisten für die verschiedenen Assetklassen – Anleihen, Aktien, Private Equity, Rohstoffe, Währungen und so weiter.

Nehmen wir an, dass Sie sich für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Aktien und Anleihen entschieden haben. Als ausgewogen würden die meisten Vermögensverwalter und Anleger einen Aktienanteil zwischen 30 und 60 Prozent wählen. Entsprechend werden 40 bis 70 Prozent in nationale und internationale Anleihen investiert. Innerhalb Ihrer gewählten grundlegenden Gewichtung bewegt sich in Folge das Team des Asset Managers. Die Veränderungen passieren laufend und ohne weitere Kosten für Sie. Sie können auch prinzipiell Ihre Risikoeinschätzung ändern und zum Beispiel die Aktienquote sehr günstig bis kostenlos verringern oder erhöhen. Die Vermögensverwalter achten auch darauf, dass die Aktien und Anleihen in einem guten Verhältnis zueinander stehen. Gegebenenfalls werden sie „rebalancen“ und die Dominanz einzelner Titel damit reduzieren. Das wiederum erhöht die Sicherheit Ihres Portfolios.

Bei Investitionen mit ETF müssen Sie jedes Mal, wenn Sie eine andere Verteilung wünschen, Kauf- und Verkaufsspesen zahlen. Ein Rebalancing findet nicht statt und einzelne Aktien haben möglicherweise einen (zu) großen Anteil am Fonds.

Jetzt kommt tatsächlich die Krux bei der Sache und gleichzeitig der wichtigste Unterschied. Auf wen beziehungsweise worauf werden Sie hören, wenn Sie die Gewichtung anpassen wollen? Sie werden vermutlich der allgemeinen Marktstimmung folgen!

Oft ist ein Herdenverhalten gut, häufig aber auch die falsche Entscheidung. Sie hätten in den letzten Jahren oft falsch gelegen. Hier einige Beispiele: Corona-Krise, Brexit, Inflation - trotz hoher Inflation gewannen die Börsen im ersten Halbjahr 2023 meist mehr als 20 Prozent. Mal ehrlich: Hätten Sie investiert, wenn die Aktienkurse gerade 20, 30 oder gar 50 Prozent verloren haben? Oder, wenn die Inflation bei 10 Prozent liegt?

Markttiming ist ein teurer Fehler

Warum reden wir an dieser Stelle über „Markttiming“? Ganz einfach: Von den Erfolgen des Markttimings träumen Generationen von Anlegern. Unten einsteigen und oben wieder raus. Trennen Sie sich von diesem Gedanken. „Markttiming“ funktioniert nicht zuverlässig. Die „Hall of fame der Market-Timer“ ist ein leerer Raum.

Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass Fonds oder Aktien insbesondere dann gekauft werden, wenn die Öffentlichkeit durch die Medien auf sie aufmerksam wird. Die Berichtserstattung zu verschiedenen Anlageformen ist immer dann am intensivsten, wenn die entsprechenden Fonds oder Aktien große - positive - Bewegung gezeigt haben. Zur Verdeutlichung ein paar Beispiele:

Kannten Sie vor ein paar Jahren zum Beispiel das Unternehmen „Nvidia“? Heute dürfte der Chiphersteller sehr bekannt sein. Die Aktie hat sich in diesem Jahr bereits verdreifacht. Die Medien berichten mittlerweile häufig über das Unternehmen. Vermutlich werden sich jetzt viele Anleger den Titel ins Portfolio legen. Seit 2019 hat sich die Aktie abseits des Presse-Getöses übrigens verzehnfacht. Zwischen Oktober 2021 und November 2022 hat sich die Aktie halbiert. Das wäre ein guter Zeitpunkt gewesen.

Oder kennen Sie Cathy Wood? Sie ist die Managerin hinter ARK Innovation. Der Fonds wurde im Oktober 2014 aufgelegt. Bekannt wurde der Fonds und dessen Managerin in der Pandemie. Vorher war er ein guter, aber weitgehend unbekannter Fonds. Im Frühjahr 2020 kostete ein Anteil etwa 40 US-Dollar. Im Frühjahr 2021 betrug der Preis fast den vierfachen Wert!

Auf dem Weg dorthin wurde die Fondsmanagerin gehypt, gar als Königin der Wallstreet gefeiert. Ein Anteil kostet aktuell (per 06.09.2023) etwa 43 US-Dollar. Das entspricht seit dem Hype ungefähr einem Verlust von 50 bis 75 Prozent - je nachdem, wann der Anleger gekauft hat. Der Fonds selbst hat sich seit seiner Auflegung 2014 verdoppelt. Das bedeutet, dass der Anleger, der im Hype investiert hat, auf großen Verlusten sitzt und länger warten muss, bis seine Investition wieder erreicht ist. Oder vielleicht auch nie wieder erreicht wird. In diesem Zusammenhang sei nochmal erwähnt, dass sich der Fondswert verdoppeln muss, um ein Minus von 50 Prozent aufzuholen. Bei einem Verlust von 75 Prozent, muss sich der Wert gar vervierfachen. Ja, es ist möglich. Aber eher die seltene Ausnahme als die Regel.

Warum stimmt die Fondsperformance nicht mit dem Erfolg des Anlegers überein?

Zu dem Unterschied zwischen der Performance der Anleger und des Fonds selbst gibt es viele Untersuchungen. Erst kürzlich wurde eine so genannte Gap-Studie von Morningstar gemacht. Sie offenbart große Unterschiede zwischen dem Gewinn, die der Fonds selbst erzielt hat und dem Ergebnis jedes einzelnen Anlegers.

Warum? Hier spielt der Zeitpunkt Ihres Investments - Market Timing genannt - eine wesentliche Rolle. Wann werden Sie sehr wahrscheinlich investieren? Wenn die Kurse der Aktien im Fonds an Wert verloren haben oder wenn die Medien mal wieder einen Fonds oder eine Aktie hypen, weil die Performance so gut war?

Aus diesem Verhalten entsteht der Gap - die Lücke - zwischen Ihrem persönlichen Ertrag und dem Gewinn des Fonds. Und diese Lücke kann wie oben gezeigt beträchtlich sein. Aus diesem Grund haben wir das Thema „Market Timing“ erneut gestreift.

Laut der Studie von Morningstar zum amerikanischen Markt hatten zum Beispiel Branchenfonds einen jährlichen Gap von 4,38 Prozent pro Jahr. Der Betrachtungszeitraum der Studie war zehn Jahre. Das bedeutet, dass der Unterschied zwischen der persönlichen Rendite des Anlegers und des Fonds 4,38 Prozent p.a. betragen hat. Das ist ein Ertragsdefizit in zehn Jahren von zirka 60 Prozent. Ein weiterer Hinweis darauf, dass Timing selbst im Kleinen nicht funktioniert und teuer ist.

Vermögensverwaltende Fonds zeigen den geringsten GAP

Die geringste Lücke laut dieser Studie hatten die vermögensverwaltenden Fonds. Sie betrug nur 0,46 Prozent. Warum?

In dieser Veranlagungsart spielt das Market-Timing eine völlig untergeordnete Rolle. Hier geht es um Time in the Market. Es geht also nicht um den Zeitpunkt, wann Sie investieren, sondern um den Zeitraum, wie lange Sie investiert bleiben. Die allerwenigsten Investoren werden nach kurzer Zeit ihre Ziele verändern, da sich die Lebenssituation auch nicht geändert hat. Bei Verkauf eines einzelnen Fonds - egal ob aktiv oder passiv verwaltet - muss sich die grundsätzliche Situation des Anlegers nicht geändert haben. Es genügt, dass die hohen Erwartungen an den Fonds enttäuscht wurden. Und schon wird verkauft.

In welchen Segmenten sind aktive Fonds erfolgreicher als ETF?

Des Weiteren erzielten aktiv gemanagte Fonds im Bereich „Rohstoffe“ und „Schwellenländer“ in den letzten Jahren eine deutlich bessere Perfomance als ETF. Auch im Segment „small caps“ lagen die aktiven Manager bisher meist deutlich vorn. Und auch hier sind es keine Geheimtipps, die den Index in der Performance übertreffen, sondern gängige Fonds unterschiedlicher Fondsgesellschaften.

Können ETF eigentlich ihren Index schlagen?

Das Gerücht, dass aktiv gemanagte Fonds selten ihren Index übertreffen, wird - leider - bleiben. Eine gut platzierte und häufig wiederholte Geschichte hält lange. Daran wird auch dieser Blog nichts ändern.

Aber, haben Sie sich schon mal gefragt, wie oft ETF ihren Index übertreffen?

Hinweis: Diese Information ist eine Marketingmitteilung, welche von Schelhammer Capital ausschließlich zu Informationszwecken erstellt wurde. Sie wurde nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt und unterliegt nicht dem Verbot des Handelns im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen. Dieses Dokument stellt keine Finanzanalyse, keine Anlageempfehlung und keine Anlageberatung dar. Sie erhalten weder ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung oder eine Nebendienstleistung, noch eine Aufforderung, ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung oder eine Nebendienstleistung abzugeben. Sofern sich diese Mitteilung auf nach den kapitalmarktrechtlichen Vorschriften prospektpflichtige Produkte bezieht, ersetzen die Informationen keinesfalls den Prospekt, welcher über den jeweiligen Emittenten veröffentlicht wird. Jede Kapitalveranlagung ist mit einem Risiko verbunden. Unter Umständen kann es zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals kommen. Da nicht jedes Geschäft für jeden Anleger geeignet ist, sollten Anleger vor Abschluss eigene Berater konsultieren (insbesondere Rechts- und Steuerberater).