Warum Aktien unerlässlich sind

14.09.2021

4 min Lesezeit

Investition | Finanzen | Aktien

Die meisten europäischen Staaten zahlen aktuell keine Zinsen für ihre Schulden. Im Gegenteil: Sie gewähren teils weniger zurück als sie sich beim Anleger und Investor geliehen haben. Das gilt auch für viele erstklassige Unternehmen. In Summe werden mehr als 10 Billionen Euro Schulden nicht verzinst. Gut für die Schuldner, schlecht für den Anleger. Damit ist allerdings auch eine fundamentale Regel der Finanzwirtschaft erheblich gestört: "Wer sich Geld leiht, muss es vollständig zurückzahlen!"

Zinswende mal wieder abgesagt

Dabei hatte es mit einer Zinswende und nennenswert steigenden Renditen ganz gut ausgesehen. Immerhin stieg in kurzer Zeit der maßgebliche Zins seit der Amtsübernahme von Donald Trump vor vier Jahren in den USA von 1,4 % p.a. auf 3,1 % p.a. Auch in Europa verteuerten sich die Zinsen; in Deutschland von – 0,2 % auf immerhin 0,8 % p.a. Die Wirtschaft boomte und die Inflation war sehr gering. Sehr gute Voraussetzungen also für steigende Zinsen. Aber schon während seiner Amtszeit verlor die Zinswende an Kraft und verkehrte sich sogar ins Gegenteil. Die Zinsen fielen weiter. Bis zu -0,8 % für eine zehnjährige deutsche Staatsanleihe.

Wir sind es gewöhnt, dass wir für einen Kredit Zinsen zahlen müssen und den geliehenen Betrag tilgen. Aber, warum eigentlich?

Eine Zeitreise in der Geschichte der Leit- und Kapitalmarktzinsen

Wenigen Investoren ist es wirklich bewusst. Tatsächlich sind die Zinsen, seitdem Paul Volcker der Chef der Federal Reserve (FED) war, kontinuierlich gefallen. Volcker? An ihn können sich nur noch die Veteranen unter den Anlegern erinnern. Er war Boss der US-Notenbank FED unter US-Präsident Ronald Reagan. Er war Chairman der mächtigsten Notenbank der Welt von 1979 bis 1987. Und er hatte aus heutiger Sicht eine unvorstellbare Aufgabe. Der 2-Meter-Mann war für diese Aufgabe allerdings bestens geeignet. Er hatte in Princeton und an der Harvard University studiert. Seit 1975 war er Präsident der FED von New York. Jimmy Carter konnte ihn 1979 als obersten Geldhüter gewinnen. Seine Mission war, das Ende der Hochinflation zu schaffen. Anfang der 80-er Jahre betrug die Inflation 15 % p.a.. Seine Maßnahme war, dass er die Leitzinsen bis auf 20% erhöhte. Insbesondere litten der Bau- und Agrarsektor unter seinen Maßnahmen, was zu sehr großen Protesten und Massenarbeitslosigkeit führte. Auch ein Grund, warum der Republikaner Ronald Reagan 1980 die folgende Präsidentschaftswahl in den USA gewann. Volcker bekam die Inflation mit sehr harten Maßnahmen in den Griff. In der Folge sanken die Zinsen für Anleger und Kreditnehmer; bis in die Gegenwart.

In der Grafik erkennen Sie die Jahre, die bei Wiederanlage der Zinsen benötigt werden, um das eingesetzte Kapital zu verdoppeln. Je länger die Dauer, desto wichtiger ist die Beratung durch einen erfahrenen Vermögensberater und die Beimischung von mittel- bis längerfristigen Perspektiven; also beispielsweise Aktien.

Leitzinsen und Staatsanleihen

Volcker-Regel: Beschränkung von Banken

2010 betrat der Wirtschaftsweise im Alter von 83 Jahren noch mal die große Bühne. Barack Obama holte ihn, um die Folgen der Bankenkrise in den USA – und damit weltweit - einzudämmen. Er beschränkte die Handelsmöglichkeiten der Banken stark und bekam auch diese Krise in den Griff.

Seit Mitte der 90er Jahre können die Zinsen nur steigen, oder?

Seit vielen Jahren war in vielen Köpfen klar: Die Zinsen und Renditen für Anleger von (Staats-)anleihen können nur steigen. Als die Renditen erstklassiger Anleihen vor 25 Jahren bei 5% p.a. lagen, schüttelten Anleger wegen der – gefühlt - niedrigen Verzinsung enttäuscht und ablehnend den Kopf. Sie legten ihr Geld in Erwartung steigender Renditen nur kurzfristig in Festgeldern an. Und verlängerten immer wieder für kurze Zeit. Sie wurden enttäuscht. Statt steigender Renditen sanken die Zinsen immer weiter. Ausnahmen gab es immer wieder. Allerdings waren diese nur von kurzer Dauer. Vor vier Jahren waren die Zinsen dann bei Null Prozent für deutsche Bundesanleihen für eine Laufzeit von 10 Jahren. In den USA betrugen die Zinsen für 10-jährige Treasuries 1,4% pro Jahr. Dann stiegen die Zinsen für kurze Zeit, nur um dann wieder zu fallen. Tiefer als je zuvor.

Was wurde aus der erwarteten Zinswende?

Nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA stiegen die Zinsen tatsächlich. Mehr als eine Verdoppelung in den USA wurde erreicht; auf niedrigem Niveau. 3% p.a. und ein bisschen zahlten die 10-jährigen Treasuries. In Europa erhöhte sich der Zinssatz ebenfalls und erreichte ein Niveau von nicht ganz 1 %. Der Anfang war also gemacht, die Zinsen stiegen endlich. So das Kalkül vieler Anleger. Die Richtung stimmte. Die Wirtschaft lief auf Hochtouren. Die Arbeitslosenzahlen waren gering. Und dann ging dem ohnehin schwachen Anstieg die Luft aus. Erneut. Wie schon so oft. Zwischenzeitig - in den ersten Monaten der Pandemie - waren wir in den USA bei 0,6 % und in Deutschland bei -0,8 % p.a. für 10-jährige Staatsanleihen.

Aktuell zahlen die Amerikaner wieder 1,6 % p.a. und die Deutschen verlangen nur noch 0,36 %.

Warum Inflation wieder ein Thema ist

Und einige Anleger wollen bereits den ersehnten Beginn einer Zinswende erkennen, weil sie glauben, dass die Inflation aufgrund der vielen staatlichen Unterstützungspakete steigen wird. Sie gehen dabei von einem altbewährten Muster aus. Steigt die Inflation, steigen automatisch die Zinsen für Anleger. Wie oben am Beispiel Volckers beschrieben, senken höhere Zinsen schließlich die Inflation. Statt Geld auszugeben -und damit die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen zu erhöhen- legen viele Investoren das zur Verfügung stehende Kapital lieber in Zinspapiere an. So ist das Kalkül.

Müssen die Kapitalmarktzinsen steigen, wenn die Inflation sich erhöht?

Eigentlich nicht. Wir haben uns allerdings daran gewöhnt und erwarten deshalb bei steigender Inflation höhere Kapitalmarktzinsen. Ein zwingender Automatismus ist die Zinserhöhung indes nicht. Die Notenbank reagiert mit Zinssteigerungen nur, um die eigene Währung stabil zu halten.

Am Beispiel der Türkei sieht man aktuell, was mit der Währung passiert, wenn die Inflation kräftig steigt und außer Kontrolle gerät. Durch den Währungsverlust verteuern sich alle Waren, die aus dem Ausland importiert werden. Ein Teufelskreis beginnt. Im Zusammenhang mit der Türkei sprechen wir aber von zweistelligen Inflationsraten. Wenn der Kaufkraftverlust von 1,2 % auf 1,5 % steigt, ist das was völlig anderes und sollte nicht dazu verleiten, von einer Zinswende auszugehen. Die US-Notenbank hat bereits signalisiert, dass sie mit einem Überschreiten über das Inflationsziel von 2 % p.a. hinaus, für eine gewisse Zeit gut leben kann. Schließlich hätten wir nun einige Jahre deutlich unter der 2%-Marke erlebt.

Inflation, niedriger Kapitalmarktzins und Staatsverschuldung

Die Staatskassen fast jeder Regierung sind auch aufgrund der Corona-Pandemie leer. Oder besser ausgedrückt: Die Staaten sind hoch verschuldet. Bevor Sie mit einem Anstieg der Kapitalmarktzinsen rechen, überlegen Sie, wie viele Staaten ihren Verpflichtungen nachkommen könnten, wenn die Zinsen für ihre Darlehen deutlich stiegen? Wäre es für Schuldner nicht großartig, wenn bei Zinslosigkeit ihr Schuldenstand über eine akzeptable Inflation ständig fiele?

Eine anhaltende - und nicht nur kurzfristige - Inflation über dem Ziel von 2% und damit die Notwendigkeit von steigenden Kapitalmarktzinsen, erachten die meisten Marktteilnehmer als unwahrscheinlich. Mit diesem Wissen sind die Bewertungen von Sachanlagen wie Aktien anzupassen.

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